Atemwegserkrankungen durch RSV

  • Häufiger noch als CoVID-19 sehe ich in letzter Zeit in der Praxis Erkrankungen der Atemwege, verursacht durch das Respiratorische Synzytialvirus (RSV). Normalerweise beschäftigen mich diese Erkrankungen von Sylvester bis Aschermittwoch. In diesem Jahr steigt die Zahl der Fälle früher an, was zu erwarten war.
  • RSV ruft bei den meisten Menschen nur eine leichte Erkältung hervor. Für Kleinkinder und für ältere Erwachsene kann das RSV aber gefährlich sein. Wenn ein im Sommer Neugeborenes in seinem ersten Winter mit dem Virus in Berührung kommt, kann eine ernsthafte Erkrankung entstehen. Im sechsten Lebensjahr haben sich praktisch alle Kinder bereits einmal mit RSV infiziert. Dann ist die Erkrankung auch nicht mehr schlimm.
  • Auch Erwachsene infizieren sich immer wieder mit dem RSV. Die RSV-Erkrankung verläuft bei ihnen vergleichsweise mild. Klinisch kann man sie bei Erwachsenen kaum von einer Erkältung, einem leichten grippalen Infekt oder einer Infektion mit SARS-CoV-2 unterscheiden. Bei manchen Senioren, bei Menschen mit Problemen der Immunität sowie bei Menschen mit chronischen Lungen- oder Herzerkrankungen kommen aber auch schwere Fälle vor.
  • RSV bewirkt in der Regel nur Husten, laufende Nase und Fieber. Diese Symptome treten allmählich auf, vier bis sechs Tage nach der Infektion. Bei Säuglingen können die einzigen Anzeichen einer Infektion allgemeine Lethargie, Reizbarkeit und verminderter Appetit sein.
  • Eltern von Säuglingen und Kleinkindern sollten trotzdem immer auf Zeichen von Atmungsschwierigkeiten achten. Atmet Ihr Kind schneller als gewöhnlich? Bewegen sich beim Atmen die Rippen oder der Bauch deutlich stärker als sonst? Bläht Ihr Kind beim Atmen die Nasenlöcher auf? Dann vereinbaren Sie einen dringenden Hausbesuch.
  • Kleine Kinder haben enge Atemwege und sie haben zarte Muskeln. Sie können den Schleim längst nicht so leicht abhusten wie Jugendliche oder Erwachsene. Wir Ärzte müssen die Atemwege der Kleinen absaugen, wenn sich zuviel Schleim darin staut.
  • Bronchiolitis und Lungenentzündung drohen, wenn die Atemwege der kleinen Kinder von Schleim verlegt sind. RSV kann für junge Lungen extrem schädlich sein.
  • RSV kann man wie SARS-CoV-2 mit Antigen-Schnelltests und PCR-Tests nachweisen. Besonders gefährdete Frühgeborene und ohnehin schwerkranke Kleinkinder kann man mit dem monoklonalen Antikörper Palivizumab unterstützen. Eine spezifische Behandlung gibt es nicht.
  • Besser ist es, die Kleinsten vor der Infektion zu schützen. RSV wird - anders als SARS-CoV-2 - in der Regel durch Tröpfchen verbreitet. Bei RSV gilt also wirklich: Abstand, Händewaschen, Maske tragen, Flächendesinfektion!