Virus mit Moral

Wir haben gestern staunend gelernt, dass SARS-CoV-2 vom 2. November an Menschen in Gaststätten und Kirchen befallen, Schüler und Lehrer an deutschen Gymnasien aber verschonen wird. Es wird im November 2020 gefährlich sein, wenn Menschen aus mehr als zwei Hausständen gemeinsam öffentlich zusammen sind, es sei denn, sie befänden sich auf dem Schulweg in Bus oder Bahn. Das Virus schlägt zu, wenn im privaten Bereich mehr als 10 Menschen beisammen sind. Im Klassenraum wird das nicht so sein. Im Krankenhaus werden Ärzte und Pfleger trotz FFP3-Maske infiziert werden. In der Schule bietet jedwede Maske aber vollständigen Schutz.

SARS-CoV-2 hat also Moral. Ich gestehe, ich wusste das nicht. Wir müssen hoffen, dass das Virus immer genau erkennt, mit welcher Absicht und wozu wir im November unterwegs sind. Das fällt ja sogar dem Finanzamt schwer.

Die Pressekonferenz der Bundeskanzlerin ließ Fragen offen: Sind Schüler, die ihre Hausaufgaben vergessen haben, eigentlich auch von einer Alltagsmaske geschützt, oder fällt deren Kontakt zu den Mitschülern in den privaten Bereich? Was ist, wenn im Bus unerkannt eine Person mitfährt, die gar nicht aus der Schule, sondern von einer Party kommt?

Wir selbst kommen - schon wegen dieser Grenzfragen - gar nicht um die Unterstützung des Virus bei seiner Arbeit herum.

Damit beginnt der ernstere Teil: Bitte zögern Sie nicht bei der Mitteilung eines positiven Testergebnisses. Lassen Sie Klassenlehrer oder die Schulleitungen oder mich ganz schnell wissen, dass in Ihrem Haushalt eine Person positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurde, falls dies so ist.

Es kann jeden von uns treffen. Infektionen mit SARS-CoV-2 sind keine Schande, die man verschweigen muss.

Wir müssen uns als von der Schule Betroffene selbst und gegenseitig schützen. Warten Sie nicht auf das Gesundheitsamt! Die offiziellen Regeln und die Behörden helfen uns ab November 2020 nicht mehr. Die eigentliche Schande ist, wie fahrlässig man Schüler und Lehrer Risiken aussetzt, die man außerhalb der Schule für nicht mehr vertretbar hält.

Bitte lassen Sie keines Ihrer Kinder zur Schule gehen, falls auch nur eine einzige Person Ihres Haushalts eine Quarantäneauflage oder eine Isolationsanordnung erhalten hat. Gehen Sie in diesem Fall auch selbst nicht zum Unterricht.

Angesichts des fehlenden technischen Schutzes vor Infektionen in der Schule und angesichts der offensichtlichen Überforderung der zuständigen Behörden wäre ab November der Präsenzunterricht nicht mehr zu verantworten, sobald auch nur ein einziges Kind einer Klasse oder eines seiner Haushaltsmitglieder mit dem neuen Coronavirus infiziert ist.