Was man in Deutschland unterlassen hat

Stacks Image 11

Als die SARS-CoV-2-Pandemie 2019 in China begann, war man in Deutschland durchaus aufgeschreckt. Als das Gesundheitssystem von Wuhan im Januar 2020 zusammenbrach, wurde das der chinesischen Diktatur angelastet und der vielleicht nicht ganz falschen Vermutung, dass der Besuch eines chinesischen Krankenhauses nicht immer ohne Risiko ist. Aber kehren wir vor unserer eigenen Tür:

Der
GHS-Index vom Oktober 2019 bescheinigte Deutschland, auf eine Pandemie zwar wesentlich besser als Italien, zugleich aber auch wesentlich schlechter als die Niederlande, Großbritannien oder die USA vorbereitet zu sein.
  • Nur fünf Prozent der untersuchten Staaten durften sich demnach überhaupt Hoffnung machen, die Ausbreitung eines neuartigen Keims auf ihrem Staatsgebiet verhindern zu können. Großbritannien, die USA und die Schweiz gehörten in die Gruppe der Besten. Deutschland landete auf Platz 28, hinter Uganda, Armenien und Serbien.
  • Am schlechtesten überhaupt schnitt Deutschland in punkto Vernetzung zwischen Gesundheitssystem und Sicherheitsinstitutionen ab. Unser Indexwert lag hier, aufgrund unserer föderalen Zersplitterung bei Null.

Schon 2012 kam der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestags in seinem Bericht zur
Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz zu der Einschätzung, dass Deutschland gerade im Hinblick auf eine "Pandemie durch Virus Modi SARS" extrem schlecht vorbereitet ist.

Anwendbare
Pandemie-Pläne existierten im März 2020 in Deutschland nicht.
Meldeketten befanden sich auf Kindergarten-Telefonketten-Niveau. Bis September 2020 hat man die Anzahl der Mitarbeiter der Gesundheitsämter um mehrere Tausend aufgestockt. Das System geändert hat man nicht.

Schon zu Normalzeiten waren die Ressourcen unseres Gesundheitsystems angespannt.
  • Seit Jahren beklagen die Kliniken Deutschlands einen erheblichen Mangel an Personal.
  • Wer in Deutschland Medizin studieren wollte, wurde seit Jahren durch ein mehr als zweifelhaftes Auswahlsystem verprellt.
  • Den Mangel an eigen ausgebildeten Medizinern glich Deutschland während der Normalzeiten durch den Import von Ärzten aus Gesundheitssystemen mit anderen Auswahlkriterien aus.
  • Medikamente und Impfstoffe waren schon in Nicht-Krisenzeiten knapp.

Schutzausrüstung für medizinische Helfer in der Not wurde weder eingelagert oder beschafft.

Als die Pandemie im Februar 2020 Italien erfasste, gab es in Deutschland noch nicht einen einzigen Erkrankten. Es gab eine überschaubare Anzahl nachgewiesenermaßen Infizierter. Vorbereitet haben wir uns trotzdem nicht.
  • Karneval wurde gefeiert.
  • Schulen und Kindergärten blieben geöffnet.
  • Messen wurden veranstaltet.
  • Kulturveranstaltungen mit hunderten von Gästen fanden statt.

  • Die Reaktion auf die Pandemie erfolgte nach wie vor auf der Ebene der Gesundheitsämter dezentral.
  • Wer vor den Folgen warnte, wurde der Panikmache bezichtigt.
  • SARS-CoV-2 wurde für harmlos erklärt.

Im Sommer 2020 betrieb der Tourismus eine Art inneneuropäischen Infektionszahlausgleich. In Deutschland öffneten danach die Schulen ohne jedes Hygienekonzept, das solch einen Namen verdient und ohne jeden technischen Schutz von Schülern und Lehrern vor SARS-CoV-2.
Im Herbst 2020 begann in Europa die zweite Welle der Pandemie. Auch in Deutschland begann eine exponentielle Verbreitung von SARS-CoV-2 - wie bei der ersten Welle auf vergleichsweise niedrigem Niveau..